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Feiern auch in Dorfen mit ihren Interpretationen großen Erfolg:
Das Salzburger Constanze-Quartett mit
Daniela Galler, Susanne Müller, Claudia Kugi.
wes/Foto: oh |
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Konzert im Pfarrsaal Dorfen. Constanze-Quartett
aus Salzburg überzeugt mit einem mutigen Programm und lebhaftem
Spiel
Dorfen: Ein Konzert im Pfarrheim Maria Dorfen, ohne jegliches
Getöse und eigentlich eher kurzfristig wird es angekündigt.
Es spielt das Constanze-Quartett Salzburg Werke von Maurice Ravel,
Anton Webern und Franz Schubert. Dass dann wegen des offensichtlich
nicht erwarteten Andrangs und trotz sommerlichen Aprilwetters noch
Stühle heran geschafft werden mussten, kann nur als Glücksfall
bezeichnet werden. Besonders für die, die trotz der spärlichen
Werbung in den Pfarrsaal gekommen waren.
Alleine schon deswegen, weil sich dieses Streichquartett ein eher
mutiges Programm vorgenommen hatte, das in keiner Weise nach irgendwelchen
eventuellen Präferenzen des letztendlich immer wieder hoch
geschätzten Publikums schielte. Aber vor allem, weil die vier
Musikerinnen die Werke auf eine Art und Weise präsentierten,
sodass dieses Konzert wohl sehr lange in Erinnerung bleiben wird
und man eigentlich noch seinen Enkeln davon erzählen sollte.
Daniela Galler, im benachbarten Velden aufgewachsen, Claudia Kugi,
Eva Sollak und Susanne Müller, alle drei aus dem benachbarten
Österreich, sind das Constanze-Quartett. Sie haben in Salzburg,
Wien und Graz studiert, sind jetzt alle vier unter anderem Mitglieder
des Mozarteum Orchesters Salzburg und haben außerdem mindestens
noch eine weitere Gemeinsamkeit.
Filigrane Töne
Und die ließ sich schon im ersten Satz von Maurice Ravels
„Streichquartett in F-Dur" mehr als erahnen. Obwohl das
„Allegro moderato" vom Komponisten den Zusatz „tres
douz" erhielt, zeigten sich die beiden Geigen, Viola und Violoncello
bereits hier von einer geradezu impulsiven Seite. Immer dann, wenn
aus sanfter Harmonie ein heftiges Aufbegehren wurde, und dann natürlich
noch mehr, wenn im zweiten Satz aus dem pizzicato vorgetragenen
Thema flirrendes Licht wird, kurze tänzerische Momente in einen
lebhaften Reigen der eher heftigeren Gefühle übergehen,
Nachdenklichkeit von einem hetzenden Cello aufgelöst wird.
Und als dann der fast improvisatorisch anmutende dritte Satz und
ein wahrlich vehementes Finale, das mitunter an schnell getaktete
Fließbänder denken ließ, verklungen sind, ist die
Botschaft verstanden: Emotionslosigkeit war gestern.
Hier sprechen die Gefühle. Flüstern auch, können
schreien, atemlos dahineilen. Und tun das auch in Anton Friedrich
Weberas „Langsamer Satz", der sagte: „Die Musik
ist Sprache. Ein Mensch will in dieser Sprache Gedanken ausdrücken;
aber nicht Gedanken, die sich in Begriffe umsetzen lassen, sondern
musikalische Gedanken."
Mitreißend, wie dieses Constanze-Quartett diese musikalischen
Gedanken zu Ende denkt, ganz zu schweigen davon, dass diese vier
Musikerinnen alle technischen Fähigkeiten besitzen, jedem Gedanken
zu folgen.
Zum Beispiel der Düsternis in Franz Schuberts „Streichquartett
in d-moll", die natürlich mitunter in ihrer Mächtigkeit
an Beethoven gemahnt, aber eben noch nicht ein mal im Schlusssatz,
dem Presto; ins Triumphale mündet, sondern bei aller Kraft
von einem tiefen Ernst erfüllt bleibt.
Aus tiefsten Herzen kamen da die Bravo-Rufe, auch der Applaus
versuchte sich der schier unbändigen Kraft und den mächtigen
Gefühlen anzunähern. Die filigranen, sanften Töne
waren hingegen an diesem späten Nachmittag allein dem Constanze-Quartett
vorbehalten. PETER B. HEIM
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